Projekt

Neubau Rathausstraße Wien

Jahr
2013
Ort
Wien, Österreich
Programm
Büro und Einzelhandel
Wettbewerb
2. Wertungsrundgang
Teilnehmer
145

 

Das Grundstück in der Rathausstraße 1 stellt eine städtebauliche Herausforderung dar. Das Rathausviertel wurde auf dem Gebiet des ehemaligen Glacis zwischen Kernstadt und den Vorstädten errichtet. Es zeichnet sich durch ein fein abgestuftes Regelwerk aus. Die Grundidee der städtebaulichen Planung war die Herausarbeitung und das Hervorheben der drei öffentlichen Sonderbauten. Die regelmäßigen Blockrandbebauungen bilden den städtebaulichen Rahmen für das Rathaus, das Parlament und die Universitätsbibliothek. Klare Fluchtlinien und eine einheitliche Traufhöhe einen die Gebäude. Durch die Anpassung des Idealplans an die örtlichen Gegebenheiten unterscheidet sich der Zuschnitt des Grundstücks in der Rathausstraße 1. Es ist wesentlich schmaler und befindet sich außerdem an einer der Verbindungsachsen von Vorstadt und Kernstadt, der Josefstädter Straße. Die spitz zulaufende Grünfläche in der Auerspergstraße lässt noch Überreste des Glacis erkennen. Diese Reststücke sind ein wichtiges städtebauliches Artefakt und zeigen noch heute den Bruch zwischen Vorstadt und Kernstadt auf.

Das neue Stadthaus ordnet sich dem Regelkatalog des Rathauskarree unter. Die Aufnahme der Fluchtlinien und die Einhaltung der Traufhöhe lassen es zu einem gleichwertigen Mitglied innerhalb des Ensemble werden. Der morphologische Bruch und somit die klare Abgrenzung von Glacis und Vorstadt wird in der Josefstädter Straße wieder spürbar.

Die beiden großzügigen Einschnitte im Volumen bilden angemessene überdachte Vorzonen und markieren die Hauptzugänge zum Gebäude. Der Ausschnitt in der Josefstädter Straße ermöglicht es, die Straßenbahnlinienführung und die Straßenführung wie gehabt beizubehalten. Die Eingangssituationen beherbergen die öffentlichen Abgänge zur U-Bahn und zur Parkgarage und führen den Besucher in das helle Atrium. Das Atrium bildet das Kernstück des Gebäudes und gibt allen Funktionen des Hauses eine Adresse. Es reinterpretiert die sonst nicht öffentlichen Innenhöfe des Rathauskarree und lässt dem öffentlichen Raum einen großzügigen Innenraum. Die Ladenzonen im Erd- und im Untergeschoss profitieren von der Anbindung an die Stadt. Ein direkter Zugang von der U-Bahn und der öffentlichen Parkgarage in das Untergeschoss belebt die hier vorgesehenen Einzelhandelsflächen. Im Erdgeschoss sind die Verkaufsflächen durchgesteckt und bieten zum Beispiel Restaurants die Möglichkeit, das Atrium im Winter und die Freiflächen in der Rathausstraße im Sommer zu nutzen.

Die Büroflächen in den Obergeschossen sind flexibel gestaltet. Die Einteilung in autarke Einheiten von 250m² – 1300m² pro Geschoss ist möglich. Jede Einheit gliedert sich an ein Stiegenhaus an und verfügt über eigene Nassbereiche. Besprechungszonen bieten sich jeweils an den Stirnseiten des Atriums an. Das flexible Raster lässt die Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse der Nutzer zu. Durch die gewählten Gebäudetiefen entstehen helle und freundliche Büroflächen.

Die Fassade nimmt die horizontalen Linien und die klare Gliederung der bestehenden Gebäude auf und interpretiert sie in zeitgemäßer Weise. Die beiden Rücksprünge der Hauptzugänge lassen die Sockelzone spürbar werden und bilden eine Analogie zu den großzügigen Arkadengängen der Bestandsgebäude. Die Tiefe der Fassade und das Spiel der vertikalen Elemente erzeugen eine Plastizität, die beim Bestand durch die zahlreichen Zierelemente entsteht. Die messingfarbene Metallfassade ordnet sich in Rauheit, Schwere, Farbton und Gliederung in die Umgebung ein und steht im Kontrast zu der hellen, durchlässigen Fassade im Atrium.